Dieser Blog stellt kritische Informationen zum von Thomas Grüner und Franz Hilt entwickelten Programm Konflikt-Kultur® bereit.
2004/05 wurde die Anwendung von Teilen des Programms Konflikt-Kultur® vom Minsterium für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg für dieses Bundesland untersagt – und dennoch findet es weiter Anwendung in den Schulen des Landes. Mitlerweile findet man es sogar in der Lehrerbildung, was Frau Schavan als damalige Ministerin noch ausschließen konnte.
Grund genug, die Sache nochmals aufzugreifen, diesmal mit etwas anderer Schwerpunktsetzung:
Nur Teile des Programms standen damals zur Diskussion, denn den Anlass gab – sehr speziell – die Anwendung dieser Teile an einer bestimmten Grundschule in Freiburg. Jedoch basieren die anderen Teile oder Bausteine des Programms auf den gleichen Prämissen, sie arbeiten nach vergleichbaren Methoden und haben ähnliche Zielsetzungen. Nicht zuletzt sprechen die Verfasser (Grüner/Hilt) von einem Synergieeffekt, wenn mehrere Teile ihres Programms zugleich angewandt werden.
Danke,Danke, Vielen Dank
Herr Jochen Sautter
Kämpfen Sie weiter
Shirley
Hallo Shirley, vielen Dank für die positive Rückmeldung!
„readtwice“ (nicht Herr Sautter)
Lieber Herr Sautter,
wir sind erst gestern nach einem Elternabend auf dieses Thema gestossen und waren zutiefst erschrocken über dieses System, was schon ab der ersten Klassen eingesetzt wird.
Wir haben die ganze Nacht recherchiert und überlegt und sind, einem Tag vor der Einschulung zu dem Entschluss gekommen, das man einem Kind so etwas nicht zumuten kann. Das nimmt ihm die natürlich freien Entwicklung.
Und wir konnten ihn noch heute auf einer besseren Schule anmelden!
Es ist unfassbar, dass so etwas überhaupt existiert. Anzüchtigung von antrainierten unechten Verhalten. Perfekt für das nicht mehr existierende Industriezeitalter und für zukünftiges unterordnen in jedem massentauglichen Job, wo mann seine Klappe halten soll und nach Belohnungen strebt. Eine schlimme Co-Abhängigkeit
Ich danke Ihnen für die Aufklärung und Ihrem Einsatz
Achim Schulz
Gottmadingen
Sehr geehrter Autor,
vielen Dank für die kritischen Anmerkungen und Argumentationen zu den Konzepten von Thomas Grüner und Franz Hilt.
Gestern Abend wurde uns auf dem ersten Elternabend im neuen Schuljahr von den Klassenlehrern meines Sohnes (11) stolz verkündet, dass man gedenke nach einem schwierigen fünften Schuljahr die Disziplinprobleme der Klasse mit den Methoden von Herrn Grüner in den Griff zu bekommen. Die Schilderung der Methoden hat mich allerdings schaudern lassen, so dass ich gleich anschliessend anfing nach Kritik an Herrn Grünerts Methoden Ausschau zu halten. So bin ich auf dieses Blog und die Kritiken von Herrn Sautter gestossen.
Die Kritik deckt sich mit meinen spontanen Empfindungen und gibt mir gute Argumentationsmöglichkeiten. Vielen Dank dafür. Die Frage bleibt allerdings, was nun zu Tun ist. An wen sollte ich mich wenden, um die Anwendung des fragwürdigen Konzeptes zu verhindern? An die Klassenlehrer? An den Schuldirektor? An das zuständige Ministerium (NRW)?
Mit freundlichen Grüßen,
André Schaefer
Lieber Herr Schaefer,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung zu diesdem Blog. Es freut mich sehr, wenn er auf Interesse stößt und wenn er Unterstützung und Argumentationshilfe bietet. Da Sie mich so explizit um Rat fragen: ich würde zuerst zum Klassenlehrer gehen und mich mit den anderen Eltern kurzschließen, wenn das nichts nützt, nacheinander (!) die verschiedenen Hierarchieebenen durchlaufen. Immer bei den unteren anfangen – das Ministerium wird Sie erst hören, wenn sie sich an die unteren Ebenen bereits erfolglos gewandt haben.
Die Lehrkräfte der Klasse scheinen ja sehr begeistert von Grüners Konzept zu sein (das ist leider oft so), und auch viele Eltern finden das erstmal toll. Sie müssen sich also vermutlich gut rüsten.
Ich schlage vor, lesen Sie Primärquellen (also den Grüner und seine Kumpanen selbst, es gibt da ja die Bücher und eine Internetseite) und notieren Sie sich, was Ihnen negativ aufstößt, lesen Sie kritische Sekundärquellen (haben sie meine ausführliche Auseinandersetzung entdeckt? Es gibt ein Dokument mit einem durchlaufenden Argument auf der Downloadseite, ferner eine Sammlung einschlägiger Zitate; es gibt auch ein paar wenige anderso publizierte Texte anderer Menschen).
Am Besten haben Sie auch einen konstruktiven Gegenvorschlag parat, mit dem man die Klassensituation sonst in den Griff bekommen kann.
Für die Klasse Ihres Sohnes wird wahrscheinlich nicht der „Ganze Grüner“ verwendet, sondern nur ein Teil. Ich würde die Gegenargumente auf das in der Klasse Ihres Sohnes Verwendete zuspitzen, mir das notieren und es memorieren und dann das Gespräch suchen, und eben zunächst mit den Lehrkräften der Klasse, dem Klassenlehrer und anderen Eltern. Welche Reihenfolge hier am Besten ist, würde ich von den konkreten Gegebenheiten abhängig machen, Ihrer Einschätzung dessen, wo sie vermutlich am Meisten Unterstützung und Rückhalt gewinnen etc. wenn das nichts nützt würde ich wie gesagt die nächste Hierarchieebene einschalten. Ein Hinweis auf die Seiten von Herrn Sautter und mir und ggf. einschlägige Ausdrucke können sicher auch nicht schaden.
Ich emmpfehle ferner rasches Handeln. Wenn die Sache erstmal eingeführt ist und erste Erfolge zeigt (das tut sie meistens erstmal, das Längerfristige und v.a. die Ideologie dahinter interessiert ja viele wenig) wird es schwerer. Gegen ein „funktioniert doch, was wollen wir mehr“ inhaltlich anzukämpfen ist nicht leicht. Vielleicht können Sie wenigstens erreichen, dass die Einführung ausgesetzt wird, bis weitere Prüfung ergfolgt ist und Sie sich argumentativ gerüstet haben.
Alles Gute und viel Erfolg!
Wenn ich Ihnen sonst weiterhelfen kann, melden Sie sich, und lassen Sie mich bitte wissen, wie die Sache weitergeht.
Viele Grüße,
„readtwice“
Hallo Herr Schäfer,
ergänzend zu den Ausführungen von „Readtwice“ kann ich nur empfehlen, gegenüber Eltern und Lehrern nachdrücklich darauf zu verweisen, dass diese Methoden höchst umstritten sind (Verweis auf die einschlägigen Websites), und selbst das Baden – Württembergische Kultusministerium davor deutlich warnt. Gerade den Ministerbrief würde ich hierfür offensiv verwenden (siehe Downloads oder auf meiner Website).
Auch meine beiden Rezenzsionen habe ich zu dem Zwecke geschrieben, für solche Zwecke genutzt zu werden, und freue mich, wenn Sie sie verwenden.
Es wäre natürlich weit befriedigender, Lehrer / Schulleitung mittels Argumenten zu überzeugen, als mit der Autorität eines solchen Ministerbriefs, aber ich fürchte, in vielen Fällen wird es nicht einfach sein, als „querulatorische“ Eltern ( also a priori pädagogische Laien) hier durchzudringen. Grüner warnt ja in seinen Büchern die angesprochenen Lehrer ausdrücklich davor, sich von besorgten Eltern dreinreden zu lassen.
In diesem Falle finde ich es also legitim, den Zweck die Mittel heiligen zu lassen, und die Lehrer notfalls mit der Drohung mit „Schwierigkeiten“ davon abzuhalten, unsere Kinder Grünerschen Methoden auszusetzen.
In meinem konkreten Fall war es so, dass ich sicher keine Chance gehabt hätte, die Lehrerin meines damals frisch eingeschulten Sohnes argumentativ davon zu überzeigen, dass Grüner daneben liegt – nachdem ich jedoch den Ministerbrief präsentieren konnte, wollte die Lehrerin und auch gleich die ganze Schule mit Grüner nichts mehr je zu tun gehabt haben.
Es ist also sicher hilfreich, bei der Diskussion mit Lehrer / Schulleitung ggf. deutlich zu machen, dass man wenn nötig nicht davor zurückscheuen wird, zur Klärung dieser Frage auch den Weg durch die Instanzen nach oben anzutreten.
Mehr als alles andere hat sich die „Drohung“, die Presse für den Fall zu interessieren, schon als sehr wirksam erwiesen. Dass diese sich dafür tatsächlich interessiert, ist nicht abwegig, ich wurde aktuell vom NDR angesprochen, der wiederum von besorgten Eltern auf das Thema aufmerksam gemacht wurde.
Noch ein Hinweis: es könnte passieren, dass Sie als besorgte Eltern in der Minderheit bleiben, und die Mehrheit der Eltern – aus Desinteresse, Opportunismus, oder weil sie mit der Grüner Pädagogik gar keine Probleme haben, Ihre Besorgnis nicht teilen. Das war in meinem Falle leider so, ein Engagement dagegen wird dadurch nicht leichter, aber auch nicht unmöglich.
Generell ist es sicher günstig, sachlich und verbindlich, nicht über die Maßen emotional (sonst wird man „vertröstet“), jedoch zugleich bestimmt und selbstbewusst aufzutreten. Und ich glaube, man sollte auch vermeiden, sich allzu tief in Diskussionen verstricken zu lassen, ob man das ganze nicht doch irgendwie falsch verstanden hätte, und alles nicht so schlimm sei (das haben Grüner und Hilt in stundenlangen Gesprächen mit mir versucht). Nachdem ich mich seit einigen Jahren mit dem Thema fast gar nicht mehr beschäftigt habe, und jetzt nochmals neu querlese, komme ich zum gleichen Schluss wie damals: Grüner / Hilt mögen manches richtige geschrieben haben, aber etliche sehr grundsätzliche Einlassungen und konkrete Methoden, und damit diese Pädagogik und das ihr zugrundeliegende Menschenbild und Wertesystem insgesamt, sind und bleiben für mich indiskutabel. Meine Haltung als betroffener Vater hierzu kann nur sein: Nicht mit meinen Kindern!
Ich freue also mich über jeden Fall, wo es Eltern gelingt, sich hier erfolgreich zur Wehr zu setzen.
Mit freundlichem Gruß,
Jochen Sautter
http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs12054-014-0065-2
Sehr geehrter Autor,
ich möchte Ihnen für die auf Ihren websites bereitgestellten Informationen zu den Methoden des Programms Konflikt-KULTUR danken.
Aufmerksam wurde ich darauf, nachdem ich vom „Sozialtraining“ erfahren hatte das in der 7 Klasse meines Sohnes gestartet war. Er kam damals sehr wütend und aufgewühlt heim und hat uns von den Methoden berichtet die in den zwei Tagen Sozialtraining angewendet wurden. Mehrere seiner Mitschüler waren unter den Methoden in Tränen ausgebrochen.
Seine Klasse war nach der Parallelklasse die zweite in der das Programm angewendet wurde. Nach der Reaktion meines Sohnes habe ich mich über ihre websites informiert und bin bestürzt über die Methoden. Ebenso bestürzt bin ich über den Widerstand der uns von der Lehrerschaft wie auch den Elternvertretern entgegen gebracht wurde. Wir hatten telefonisch vereinbart das Programm solange auszusetzen, bis im Rahmen eines außerordentlichen Elternabends eine Aussprache dazu stattgefunden hätte. Kurz darauf wurde aber von den Elternvertretern eine e-mail an alle versandt, in der über den bisherigen Erfolg des Programms und dessen Fortführung informiert wurde. Bei Gesprächsbedarf stehe die Klassenlehrerin zusammen mit einem der Sozialtrainer zur Verfügung.
Wir konnten also leider auch nicht auf die Unterstützung der Elternvertreter bauen.
Wir hatten dann gemeinsam mit einem weiteren Elternpaar ein Gespräch mit der Klassenlehrerin, dem Vertrauenslehrer und der Schulleitung organisiert wo wir auch den Ministerbrief sowie links zu ihren websites verwendeten.
Zu unserer Erleichterung hat die Schulleitung zugestimmt das Programm bis auf weiteres auszusetzen und nicht ohne vorherige Information wieder aufzunehmen.
Das alles ist nun drei Jahre her, aber noch immer haben wir ein wachsames Auge auf die Vorgänge an der Schule die ansonsten eine ausgesprochen Gute ist. Mittlerweile ist unser kleiner Sohn in dem Alter in dem damals bei unserem großen das Programm gestartet war.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Tomaschewski
Hallo Herr Tomaschewsky,
es war auch für uns ein besonders schwieriger Punkt, dass damals die Mehrzahl der Eltern diese Problematik gar nicht gesehen hat oder sehen wollte. Das macht es nicht leichter.
Freut mich jedesmal zu sehen, wenn es Leute wie Sie trotzdem schaffen, sich hier durchzusetzen, ggf. eine Schulleitung zu überzeugen, und so Schaden von den Kindern abzuwenden.
Gruß, Jochen Sautter
Hallo Herr Tomaschewski,
danke für den Beitrag. In der Tat ist es auch nach meinen Informationen so, dass viele Menschen die Problematik nicht sehen – ich denke oft, nicht sehen können, da sie zu wenig darin geschult sind, hinter die plumpen Sprüche zu blicken, und da sie letztlich zu autoritätshörig sind – „das wird von Lehrern, Fortbildnern, dem Sozialministerium, … vorgeschlagen, also wird es ja wohl gut sein“, und “ wer bin ich, dass ich so etwas infrage stellen könnte“. Nicht besser als vor 70 Jahren, leider…
Halten Sie uns auf dem Laufenden! Mit freundlichen Grüßen, Readtwice